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Die Transformation gesunder Ernährung
„Normal? Oder mit Fleisch?“ Der „Burger King“-Slogan bringt auf den Punkt, wie stark die pflanzenbasierte Ernährungsweise bereits in den Mainstream diffundiert ist. Dass fleischfreie und fleischarme Ernährung zur neuen Normalität geworden sind, belegen auch die Zahlen des aktuellen Ernährungsreports des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft: Nur noch 20 Prozent der Bundesbürger:innen konsumieren täglich Fleisch oder Wurst, mehr als 70 Prozent essen hingegen täglich oder mehrmals täglich Gemüse und Obst, und nur 47 Prozent haben noch niemals ein vegetarisches oder veganes Produkt gekauft – knapp 40 Prozent hingegen schon öfters.

Der schon immer stark innovationsgetriebenen Lebensmittelbranche beschert der Trend zu vegetarischen oder veganen Produkten eine Welle von Neuheiten. Zu den ausgezeichneten Top-Innovationen der letztjährigen Branchenleitmesse „Anuga“ zählen etwa das „knusprige Pilz-Chili“, das „Vegan No Egg White“, eine „Joghurt-Alternative aus Aprikosen-Kernen“ und die garantiert fischfreie „Tu-Nah“-Konserve.

Zugleich ist keine andere Branche so prädestiniert für das dynamische Zusammenspiel von Trends und Gegentrends wie die Ernährungswelt. So setzt sich langsam auch die Erkenntnis durch, dass vielleicht doch nicht alle Ernährungsalternativen so gesund und nachhaltig sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Einige Beispiele:

• Kokosöl galt lange als gesunder Ersatz für viele tierische pflanzliche Fette. Inzwischen belegen Studien, dass es einen eindeutig negativen Effekt auf den LDL-Cholesterin-Spiegel hat und auch im Vergleich zu anderen ungesättigten Pflanzenölen aus Soja,- Mais, Oliven- oder Erdnussöl weitaus schlechter abschneidet. Sogar im Vergleich zu Palmöl, das als besonders ungesund gilt, erhöht Kokosöl den LDL-Cholesterinspiegel nachweislich stärker.
• Ebenfalls ungünstige Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel hat nach neuesten Erkenntnissen die Keto-Diät – eine Ernährungsweise, die auf Produkte mit hohem Gesamtfettanteil und wenig Kohlenhydraten setzt. Auch hier mehren sich die Anzeichen, dass Herzerkrankungen die Folge sein könnten.
• Viele glutenfreie Alternativprodukte enthalten als Ersatzstoff Eiweiß aus Reismehl, das häufig mit Schwermetallen verunreinigt ist. Studien konnten nachweisen, dass eine glutenfreie Ernährung zu stark erhöhten Arsen- und Quecksilber-Gehalten in Blut und Urin führt. Zudem enthalten glutenfreie Produkte häufig kaum Mineralstoffe, Ballaststoffe und Vitamine. Menschen mit einer nachgewiesenen Zöliakie müssen mit diesem Ungleichgewicht leben – allen, die mit glutenfreien Produkten ihre Gesundheit fördern wollen, ist dagegen vom Kauf eher abzuraten.
Bei Milchersatzprodukten schlägt vor allem eine unausgewogene Bilanz von Gesundheit und Umwelt zu Buche. Für den Anbau von Soja wird Regenwald gerodet, die Produktion von Mandeldrinks fördert die Wasserknappheit in Kalifornien, und Milchalternativen auf Reis-Basis müssen um den halben Erdball transportiert werden, bevor sie bei uns auf dem Tisch landen.


Transformative Trendsynthesen

Wie aber kann eine alternative gesunde Ernährung der Zukunft aussehen? Und wie kann die transformative Zukunftsforschung dabei helfen, die Entwicklungen früher zu erkennen und besser einzuordnen? Gerade im Bereich der Ernährung ist die Zeit reif für starke Gegentrends, die es schaffen, eine neue Symbiose aus verschiedenen Bedürfnissen zu bilden. Drei große Transformationsbewegungen spielen dabei eine besondere Rolle:

• Glocalisation: die heimische Produktion nicht-heimischer Lebensmittel, etwa der lokale Anbau von Reis oder Zitrusfrüchten
• Human Digitality: die KI-gestützte Herstellung „supernatürlicher“ Lebensmittel und Getränke – unabhängig von Pflanzsaisons und ressourceneffizient an neuen, auch urbanen Anbaustätten und
• Eco Transition: die konsequent nachhaltige Produktion von Lebensmitteln mit Fokus auf Ressourcenschonung, Tierwohl und den Verzicht auf schädliche Zusatzstoffe oder Düngemethoden

In den nächsten Jahren werden wir erleben, wie sich einige Zielgruppen noch differenzierter mit den Zusammenhängen zwischen der eigenen Gesundheit, unserer Umwelt und den Funktionalitäten der Foodbranche auseinandersetzen – und die Transformationen der Ernährung dadurch aktiv mitgestalten.


Die Branche im Wandel

Dass die Lebensmittelbranche diesen Wandel selbst engagiert vorantreibt, belegt auch der „Pakt gegen Lebensmittelverschwendung“, den 14 Groß- und Einzelhändler 2023 mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geschlossen haben. Damit verpflichten sich Aldi, Edeka, Lidl und Co., die Zahl der Lebensmittelabfälle bis 2025 um 30 Prozent und bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. Als konkrete Maßnahme verkauft Rewe bereits in elf Märkten testweise Bio-Waren verpackungsfrei aus Mehrweg-Großbehältern.

Auch der Erfolg des Startups Haferkater passt in diese Zeit der Transformationen. In vielen Supermärkten, in den Bordbistros der Deutschen Bahn und an zwanzig deutschen Bahnhöfen sind die Produkte rund um den Hafer inzwischen erhältlich – etwa als Milchersatz, Mehl oder Haferreis-Bowls. Der Hafer passt perfekt in unsere Zeit: Er stammt aus heimischem Anbau, enthält viel pflanzliches Eiweiß, Ballaststoffe und verschiedene Mineralstoffe, und aufgrund einer speziellen Form von Klebereiweiß ist er auch für viele glutenempfindliche Personen verträglich.

Die Haferkater-Story steht geradezu beispielhaft für die Transformation der gesunden Ernährung – inklusive einer Crowdinvesting-Kampagne, die das Unternehmen langfristig unabhängig von Investorengeldern machen und nachhaltiges Wachstum ermöglichen soll. So resoniert die neue Ernährungswelt auch mit einer weiteren großen Transformation unserer Zeit, dem Wandel hin zu einer sinnorientierten Conscious Economy.

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